Namensführung der Juden; Annahme von Familiennamen

Die Juden hatten in der Regel bis in die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts keine festen Familiennamen, sondern führten nach jüdischem Brauch zwei Vornamen als Namen, und zwar außer dem eigenen zusätzlich den des Vaters.

Beispiel:

Samuel Moses = Samuel Sohn des Moses (oder hebräisch Samuel ben Moses). Hatte Samuel einen Sohn, der den Vor­ namen Moses bekam, ergab sich der Name Moses Samuel = Moses Sohn des Samuel. Das führte oft zu Schwierigkeiten bei der Identifizierung. In Waldeck machte man deshalb den Juden durch die Verordnung vom 22.2.1788 zur Aufla­ ge, im bürgerlichen Leben nur den im Schutzbrief einge­ tragenen Namen als alleinigen Namen zu führen, was in der Praxis wohl wenig beachtet wurde, denn durch die Verordnung vom 13.11.1838 wurde noch einmal auf die Be­ achtung der Namensregelung hingewiesen. Es kam ver­ schiedentlich so, daß bisherige Vornamen zu Familienna­ men oder daß Vornamen etwas verändert oder ergänzt zu Familiennamen wurden. Beispiel von Korbacher Juden:

Die Vornamen Simon, Lazarus und Baer (Bär) wurden zu entsprechenden Familiennamen. Der Vorname Moses wurde zum Familiennamen Mosheim, der Vorname Marcus zu Mark­ hoff. Der aus dem Wittgensteiner Ländchen zugewanderte Jude Moses Me'ir, (auch Meier oder Meyer) nahm den Fami­ liennamen Wittgenstein an. Der Jude Katz blieb bei sei­ nem Namen, der aber nichts mit "Katze" zu tun hat, son­ dern von hebr. "kohem zedeg" ("gerechter Priester") her­ geleitet wird. Dieser Titel wurde zum Familiennamen Katz, den in Folge zahlreiche Korbacher Juden führten. Noch häufiger war der Familienname Löwenstern vertreten, den die aus den hessischen Nachbarorten Höringhausen, Vöhl und Basdorf zugezogenen Juden mitbrachten. Der Name soll seinen Ursprung darin haben, daß ein jüdischer Be­ wohner aus dem hessisch - Waldeckischen Grenzgebiet die auf den Grenzsteinen angebrachten Symbole, und zwar "Lö­ we" (hess. Wappen) und "Stern" (waldeckisches Wappen) zu seinem Familiennamen machte. Der Name Löwenstern kam überwiegend in Waldeck und dem Grenzgebiet zu Hessen bei jüdischen Familien vor.
Im Zuge der Assimilierung der Juden wurden auch die jü­ dischen Vornamen an die christliche Umgebung angepaßt, wobei stets der Anfangsbuchstabe unverändert blieb.

Beispiele:

 

 

Abraham

 

=  Albert

 

Faist

 

=   Ferdinand

Bär (Baer)

=   Bernhard

Levi

=   Louis, Ludwig

Elias

=   Emil

Moses

=   Moritz

 

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